Harzreise

Heute war es an der Zeit, mein versteigertes Gebiß vorzuführen. Wie bereits angekündigt, habe ich mich ja bei http://www.zahngebot.de nach einem günstigeren Angebot umgesehen, um meinen wackelnden Stiftzahn durch eine wind- und wetterfeste Brücke zu ersetzen. Tatsächlich erhielt ich auch ein Angebot, das um mehr als 50% günstiger war als das von meinem Zahnarzt. Einziger Haken: Es ging 40 km westwärts von Göttingen. Da mein kleines Töff ja weiter in Hamburg ist, hieß das für mich: Abenteuer Regionalbahn! Ich bin persönlich ein riiiieeesiger Fan der Regionalbahn. Meistens ist man der einzige Passagier, was einem ein gutes Gefühl gibt: Diese Bahn fährt nur für mich! Man überquert allerlei unbeschrankte Bahnübergänge, wobei die Bahn stets lustig tutet, um verirrtes Vieh und verwirrte Ureinwohner von den Gleisen zu scheuchen. An beiden mangelte es leider. Außerdem hält man an den einsamsten Dörfchen, obwohl nie jemand ein- oder aussteigen will. Der Harz zeigt sich von seiner schönsten Seite, Nebel steigt an den Hängen auf – herrlich! Am Ziel meiner Reise war der Zahnarzt schnell gefunden – und entpuppte sich als totales Familienunternehmen.

Mama Zahnarzt stand am Empfang und merkte gleich an, daß mit dem Internet ja wirklich wahnsinnig viel möglich sei. Diese Internet-Sache sei ja ein Steckenpferd ihres Sohnes. Für wenige Minuten ging es ins Wartezimmer, das besten Achtziger-Jahre-Charme verströmte, damit aber wesentlich freundlicher wirkte als die meisten hochsterilen Vorzimmer der Hölle, die man sonst so findet. Gleich darauf drückte mir Sohnemann Zahnarzt die Flosse, der sich mit Papa Zahnarzt die Praxis teilt. Bei der Gelegenheit wurde dann endlich der standhafte Stiftzahn gekillt, ein paar höchst grazile (O-Ton Zahnarzthelferin) Wurzeln entfernt und etwas Watte vollgeblutet. Während die Betäubung wirkte, nahm man sich sogar Zeit für einen kleinen Klönschnack. So soll es sein! Während diese Mörderlöcher in meinem Kiefer nun langsam wieder zuwuchern kann ich mich schon auf meine tolle und günstige Brücke freuen. Das Beste: Just in Time ging es zurück zur Bahn, alles in allem war ich nur drei Stunden unterwegs.

Mal wieder ein Abenteuer ganz nach meiner Mütze: Was neues ausprobiert, aber rechtzeitig zum Mittagessen zu Hause. Na gut, Mittagessen fiel natürlich aus wegen der Betäubung…

Das nächste Abenteuer wartet schon morgen: Heute morgen ist mir nämlich meine Halogenleuchte buchstäblich um die Ohren geflogen. Ein lautes „Puff“ und die Stube war übersät mit Lampenschirm-Splittern. Keine Ahnung, was da los war… Jedenfalls praktisch, daß es gerade Halogen-Lichtleisten bei Tchibo gibt. Manchmal glaubt man doch wirklich an Fügung, nicht wahr? Nun muß ich das Ding natürlich noch anbauen…

Dieser Beitrag wurde unter Der Mensch freut sich, Provinznotizen veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

11 Antworten zu Harzreise

  1. Dr. T. Le Vision schreibt:

    Ja, Fügung, die alte Freundin! 😉

    Das mit dem Zahnarzt hört sich gut an. Lieber so eine Familienpraxis als junge Zahnärztinnen, die erst einmal ihre Praxis abzahlen müssen und einem Goldzahnersatz andrehen wollen… Oh Gott, ich muss ganz dringend zum Zahnarzt, fällt mir dabei ein.

    In meiner Heimat ist man ja nichts anderes als Regionalbahn gewöhnt, daher lese ich ganz fasziniert, dass man diese Art des Bahnfahrens auch als ungewöhnlich empfinden kann….

    Das mit den Halogenleuchten hört sich wirklich abenteuerlich an… Ich hab welche im Badezimmer und in der Küche unter den Schränken, und was sagt meine Family beim Einzug: Weißt du, wie teuer Ersatzbirnen sind? (Birnen ist mein Lieblingswort in punkto Leuchtmittel…) Praktisch sind die Dinger aber allemal. Für den Flur hab ich mal sehr, sehr günstig eine solche Leiste im stinknormalen Baumarkt erstanden, aber der Tchibo-Preis ist natürlich unschlagbar. Meine sind aber ohne das Orange. Aber orange passt ja bei dir, so wie ich das verstanden habe?

  2. Dr. T. Le Vision schreibt:

    Wieso bin ich denn nicht verlinkt? Und liegt es an mir oder ist dein Headerbild weg?

  3. Miss Sophie schreibt:

    Ne, bei mir is es auch wech. Schweine! Bestimmt ist es schlafen gegangen und morgen wieder da. Apropos schlafen: Wann schläft das Teehausfüchschen eigentlich mal? Gerade seh ich zum ersten Mal die Glühwürmchen, aber es ist ja immer noch wach!

    Das orange paßt bei mir prima – sehr gut aufgepaßt! 🙂 Die Birnen sind wirklich recht teuer – bei der Tchibo-Lampe waren sie aber sogar dabei! Die alte Leiste kam auch aus dem Baumarkt… Mir ist wirklich schleierhaft, was der Grund für die Explosion war.

    Bei mir in der Heimat gibt es ja gar keine Bahn, bzw. nur die S-Bahn nach Hamburg. Diese RB war auch so unglaublich kurz! Ich hab die fast auf dem Bahnsteig übersehen… Aber der Reisekomfort ist doch wirklich vorzüglich! Die Bahn war außerdem funkelnigelnagelneu. Und bei einer Reisegeschwindigkeit von gefühltem 20 km/h juckelt die Landschaft so geruhsam vorbei. Ich bin immer noch ganz entspannt!

  4. Dr. T. Le Vision schreibt:

    Ich habe einmal ganz früh morgens (so um 7) gesehen, dass es noch schlief. Aber abends habe ich es auch noch nie schlafen sehen, das Füchschen. Ist halt nachtaktiv. 😉

    Funkelniegelnagelneue Bahnen hab ich noch nie erlebt. Jetzt, wo ich an der U gelb wohne, habe ich auch zusätzlich das Gefühl, dass das die schrottigsten U-Bahnen in ganz Hamburg sind. Aber man nimmt ja, was man kriegt. So viel zur Fügung, oder auch: Karma.

  5. Miss Sophie schreibt:

    Hmm, das Bild ist wieder da, die Verlinkung aber nicht. Komisch. „U gelb“ ist gut. Nachdem ich fünf Jahre lang jeden Tag die U-Bahn benutzen mußte, kann ich mir die Nummern immer noch nicht merken. Ich bin aber auch immer nur mit „U rot“ und „U blau“ gefahren.

    Übrigens: Die neue Lampe brennt! 🙂 Sie ist ein bißchen schief, aber funktioniert einwandfrei! Außerdem paßt das orange nahezu perfekt zu meiner Wandfarbe! Das Anbauen war gar nicht soooo einfach, vor allem, weil mir passendes Werkzeug fehlte. Ich hatte zwar einen kleinen Kreuzschlitzschraubendreher, aber nix für die Mini-Schlitz-Schrauben in den Lüsterklemmen. Also habe ich die ganze Wohnung abgesucht – und bin bei Kugelschreibern fündig geworden. Deren Metalclip, entsprechend mit Papier- und Tesastreifen für besseren Grip umklebt, funktioniert wunderbar. Man nennt mich auch Miss MacGyver 😉

  6. bullion schreibt:

    Na das ist doch super, dass dein Zahnarzterlebnis so positiv war. Freu dich übrigens, dass du die Regionalbahn für dich hast. Ich erinnere mich noch mit Graus an die autolosen Zeiten mit überfüllten Zügen, die in jedem Kaff halten.

    Deine handwerkliche Kreativität ist übrigens beneidenswert! 🙂

  7. Dr. T. Le Vision schreibt:

    Hui, Miss MacGyver, das hört sich abenteuerlich an! Respekt.

    Dass U blau die U1 ist, weiß ich ja, da hab ich nämlich früher dran gewöhnt. Und nennt es Synästethik oder was auch immer, blau passt auch zu 1. Hingegen passt gelb meiner Ansicht nach zu 3, ist aber U2. Während rot total gut zur 2 passt, rot sieht doch nach einer geraden Zahl aus. Ts. Und damit ich nicht immer denken muss, die U-Bahn-Linien heißen so, wie ich denke, nur anders herum, nenn ich sie lieber wie die Farben. Eine Tragödie.

  8. Miss Sophie schreibt:

    Wow, bzgl. Zahlen und Farben bin ich absolut Deiner Meinung! Vielleicht konnte ich mir das deswegen nicht merken. Ob wir mal dem HVV schreiben, daß die das einfach ändern? Bestimmt würden wir Millionen Hamburgern einen Gefallen tun! Gelb ist total drei! Zum Glück bin ich nicht Synästesist – stell mir das gruselig vor. Aber wenn hier mal einer vorbeisurft, wäre ich sehr an einem professionellen Statement bzgl. Farben – Nummer- Kombi interessiert.

  9. Dr. T. Le Vision schreibt:

    Dafür muss es einfach eine wissenschaftliche Erklärung geben! Ich bin ja der Meinung, dass ich – zumindest in punkto Wochentag und Farben – von der Hörzu unterbewusst beeinflusst bin. Samstag ist z. B. rot (und irgendwie gerade: SA sind zwei gerade Buchstaben, finde ich). Vermutlich verhält es sich mit den Farben und Zahlen auch ähnlich.

    Ach ja, heute morgen hab ich das Füchschen ertappt: http://sfreloaded.wordpress.com/files/2007/05/7uhr44.jpg 😀

  10. Miss Sophie schreibt:

    Oh, ist das süüüüüß! Wie es sein Hütchen und seine Schühchen neben das Bett gelegt hat. Goldig! 🙂

    Von der Hörzu bin ich nicht beeinflußt, glaub ich. Da kriege ich die Farben so spontan nicht zusammen. Unterbewußt kann man das natürlich nie ausschließen 😉 A ist auf jeden Fall gerade, aber S? Ich geh mal in die Heia – dann wünsche ich ein erfolgreiches Himmelfahrts-Kommando 😉

  11. Pingback: Die Bahn macht’s spannend « Miss Sophies Blog

Hinterlasse eine Antwort zu Dr. T. Le Vision Antwort abbrechen